Das große „Fall-out“ fand nicht statt, die Welt ist nicht untergegangen. Die Kleinkunst lebt wie eh und jeh, life is going on - ob 1000, 2000 oder 3000. Die Außerirdischen haben ihre Invasion abgeblasen.
Das Urgestein des deutschen Kabaretts- alle sind glücklich- ist wieder da, Hanns Dieter Hüsch . So ist der überschriebene Abend „ Wir sehen uns wieder“ nicht nur ein Programmtitel, sondern Programm schlechthin. Nach schwerer Krankheit ist HDH wieder genesen. Schade, daß die Auditorien bei ihm immer größer werden, Kabarett wuchert bei ihm inzwischen zu Großveranstaltungen, Kleinkunst ist nur noch Erinnerung, obgleich viele Kleinkunstbühnen gerade bei ihm auf ein „back to the roots“ wünschen. So war es jetzt die Oldenburger Aula der Cäcilienschule, in der man proppenvoll am 22. Januar einen Mammutkleinkunstabend erleben konnten. Man fragt sich, wohin gehen die Trends? Gelder werden rarer, das Ergebnis: subventionierte kleine Bühnen oder Großveranstaltungen oder nicht bezahlbare Eintrittspreise? Die Wahl ist programmiert, Lösungen gibt es nicht. Aus finanziellen Gründen steht das Rasteder Theater ORLANDO kurz vor dem AUS. Zugesagte Subventionen blieben aus und die nicht einmal aufwendige letzte Inszenierung des Dreier-Teams mit dem schon fast prophetischen Titel „Der Rest ist Schweigen“ mußte unterbrochen werden, weil das kleine Zimmertheater( ca.30 Plätze) im Rasteder Palais verständlicherweise nicht einmal die Unkosten einspielen kann. Übrigens fällt auf, daß sich an einigen Spielorten mit den steigenden Benzinpreisen auch die Eintrittspreise gehoben haben, was sicherlich niemanden verärgert. Was noch auffällt, sind die vielen kleinen Salons auf der einen Seite, literarische hauptsächlich, garniert mit Musik von Klassik bis gewagt experimentell, wie vor hundert Jahren, und auf der anderen Seite, die vage umschriebene „Erlebnisgastronomie“, Brot und Spiele, wie im alten Rom, gutes Essen mit mehr oder weniger Hintergrundunterhaltung. Für einen Abend umgestaltete Wohnzimmer für einen kleinen handverlesenen Kreis oder Gourmet-Restaurants mit Beiprogramm, Events, Happenings, Aktionen. Oder auch Groß-Klein-Kooperationen: Kleinkunstbühnen arbeiten gemeinsam mit Theatern oder städtischen Kultureinrichtungen. Der literarische Salon Metropol in Wilhelmshaven wird von Helga Habsch konzipiert und kooperiert mit dem wilhelmshavener Pumpwerk. Die Kleinkunstbühne der Uni Oldenburg UNIKUM unter der bewährten Führung von Gerd Ritzmann tat sich zusammen mit der Oldenburger Kulturetage; nachdem sie sich bereits im vorigen Halbjahr mit der Theaterinitiative OUT der Uni Oldenburg zusammgeschlossen hatte. Und die 5. Oldenburger Kabarett-Tage (UNIKUM und Kulturetage) wurden dann auch eine sich sehen-lassende Großveranstaltung. „Mit Pauken und Trompeten“, so hieß nicht nur das achtteilige Programm, sondern so war es dann ja auch. Am 15. Januar begann es mit einer Jahrhundertbilanz von und mit Hans Scheibner. Olle Kamellen oder Evergreens? Fragt man sich. Zehn Jahre hat Scheibner damit gewartet, der satirische Sänger kam zurück und auch gleich an. Abwechselnd im UNIKUM und in der Halle der Kulturetage traten auf, schon vor einer Oldenburger Fangemeinde (18.01.),: das Lokalkabarett Alma Hoppe, mit „In vollen Zügen“, der Dresdener Uwe Steimle im grünweißen Sachsenschlips mit „Günther allein zu Hê der rotzfreche, komische, aberwitzige Youngster der Szene Jess Jochimsen mit dem Programm „Friss, vögel oder stirb!“(10.02.). Ob Titel proportional zu erhofften Einschaltquoten ausgesucht werden, müßte man mal untersuchen.
die Potsdamerin Barbara Kuster, dieses Jahr ausnahmsweise nicht im LITERATURIUM in Klein Scharrel, wo sie schon fast Hauskabarettistin ist, mit ihrem Soloprogramm „Gelobt sei was zart macht“(28.01.), Django Asül, erstmals im Nordwesten dabei, mit „Hämokratie“(29.01.), das Musik-Theater-Kabarett-Trio Ars Vitalis mit,--Nomen est Omen,--„Muziques Con Cr
„Das Leben Frau Meier ist ...komisch“ lautete das Programm, das das „Trollhaus-Ensemble“ am 12.12. im Jugendzentrum Cadillac, in Oldenburg, präsentierte. Die Palette der vorgetragenen Erlebnisse reichte von Kästner bis Tucholsky , und am gleichen Tag demonstrierte Martin Sommerhoff im Leeraner Zollhaus mit seinem Programm „Going Alzheimer“, inwieweit die multimediale Verkabelung unserer Welt zur „gepflegten Verblödung“ führen kann.
Flimm und Lampe ziehen mit Dick und Doof- Filmen durch die Lande und versuchen sich den beiden Helden der klassischen Komik leidlich anzupassen und Reiner Kröhnert hat von „Honnies Rache“ immer noch nicht genug.
Lale Andersen wurde am 4. Januar im Bremerhavener Theater im Fischereihafen lebendig. Das Leben der vielseitigen Künstlerin, Schauspielerin und Kabarettistin, ihr „Lili Marlen“ verband deutsche, englische und amerikanische Soldaten in den Schützengräben Europas im letzten Weltkrieg, wurde in der Revue „Lale Andersen - Good bye- Memories!“ noch einmal in ihrer norddeutsche Heimat gegenwärtig. Und die große Poetantin Julie Schrader fand im Rasteder Palais (27.01.) eine Reinkarnation in ihrer brillanten Interpretin. Dorit Meyer. Die Hamburger Schauspielerin und Kabarettistin ließ die wilhelminischen Leidenschaften unter dem vielversprechenden Titel „Amors Fettnäpfchen“ wieder auferstehen. Das mit großem Publikumserfolg im vergangenen Jahr im Klein Scharreler LITERATURIUM auf die Bühne gebrachte Solo-Salonstück fand in den Räumen des Rasteder Palais ebensolchen Anklang. Das Spektrum des schauspielerischen Könnens von Dorit Meyer ist immens und sehenswert.
Und zu guter letzt. Die Absolventen der TUT Hannover stellten sich im Schnürschuhtheater am Buntentorsteinweg in Bremen mit ihren Gesellenstücken , die „Clown Comedy 2000“, dem Publikum. Die „staatlich geprüften“ elf Akteure zeigten in Solo- und Duo-Szenen , was sie in ihrer dreijährigen Ausbildung an der hannoverschen Clown-Komik-Akademie gelernt haben. Danach erfolgt ihre Entlassung in die Professionalität. TROTTOIR wünscht den jungen neuen Künstlern viel Glück und ebensolchen Erfolg.
Ansonsten grüßt
Klaus Groh
Unikum, Oldenburg
10.03.2000 Seyfarth&Strömer „Wenn die Kirche ihre Tage hat“
26.03.2000 Reiner Kröhnert: „Honnis Rache“
13.04.2000 Gregor Lawatsch „Der Rest ist Zukunft!
20.04.2000 Rademacher & Beckmann „Blondinen bevor’s zuckt!“
Kulturetage, Oldenburg
14.u.15.07.2000 „Theater in der City“ (im Rahmen des Kultursommers)
Kleines Haus, Delmenhorst
26.-28.05.2000 Jazzfest EXPO 2000
22.07.2000 Horst Schroth „Herrenabend“
Capitol, Bremerhaven
25.03.2000 Konrad Beikircher „notti e recordi“
31.03.2000 Martin Buchholz „Alzheimer im Wunderland“
16.09.2000 Bernd Lafrenz „Shakespeare“
20.10.2000 Annette Mayer „Herzschmerz“-Chansons
08.-25.11.2000 Satirefestival der Angestelltenkammer „SATIRICA 2000“
KASCH, Achim
19.03.2000 Jo van Nelsen „Kitsch“
29.03.2000 Hannes Wader „Auftritt“
02.04.2000 Martin Buchholz „Nichts als die Wahrheit“
LITERATURIUM, Klein Scharrel/Edewecht:
01.03.2000 Alvaro Solar „Johan Padan entdeckt Amerika von Dario Fo
08.03.2000 Margrit Straßburger „Casanova bevorzugt“ von Petra Schmidt-Decker
15.03.2000 Dorit Meyer „Schlampe,Witwe,Mörderin“ von Mona Rosenquist
22.03.2000 Theater Satyricon „Venus im Pelz“ von Sacher-Masoch
29.03.2000 Theater F.A.C.T.,Mainz „Geschlossene Gesellschaft“ von Jean-Paul Sarte
Oktober 2000 (jeweils mittwochs) „10. Ammerländer Kabarett- und Kleinkunsttage 2000“
Schnürschuhtheater; Bremen
07.03.2000 Theatersportgruppe „Inflagranti“
11.03.2000 Theater Marmelock „Cinderilla á la carte“
14.03.2000 Jaoke „Nix wie als Talente“
STADEUM, Stade
07.04.2000 Commedia nova „Tagträumer“ v.William Mastrosimone (Premiere)
Tucholsky-Kulturbörse, Leer
10.03.2000 Extra 2 „Entgleisungen“
12.05.2000 Mai Horlemann „Maßlos“
16.06.2000 Dorit Meyer „Witwe, Schlampe, Mörderin“
01.09.2000 Käthe Lachmann „Moussaka im Wigwam“